Warum Social Media so schwer zu stoppen ist

Vermutlich hast du es schon öfter bei deinem Kind oder Kindern beobachtet. Sie nehmen sich das Handy und wollen kurz was schauen. Eine Stunde später sitzen sie immer noch davor uns scrollt sich durch die nie enden wollenden Videos und Beiträge.

Wie beim Roulet

Egal von welche Plattform wir sprechen alle arbeiten mit einem Prinzip: Den variablen Belohnungen. Tiktok beginnt beim öffnen der App schon damit uns mit zufälligen Videos regelrecht zu erschlagen. Bei Instagram und Facebook werden einem mit einem Klick verschiedenen Themen vorgestellt. Bei Youtube wiederum gibt es ein Fenster welches einem sogar 4 Shorts präsentiert von Creator und Kanälen die man gerne schaut. Und jetzt verläuft das ganze wie beim Roulet. Meistens fängt es damit an das man ein Video präsentiert bekommt was einen laut Algorithmus gefällt. Der erste Sieg es Tages. An dieser Stelle knallt das Dopamin das erste mal durch die Decke. Und schon will man mehr haben also fängt man an zu scrollen. Ob es beabsichtigt ist das die Plattformen einen nun viel Zeugs um die Ohren hauen die einen nicht interessieren sei mal dahin gestellt. Das werde ich noch in einem anderen Beitrag bearbeiten. Fakt ist nur das wir Videos erhalten die uns interessieren und unsere Aufmerksamkeit einfordern. Dabei will unser Gehirn genau das: Befriedigung von Spannenden, Lustigen oder Aufregenden Videos, oder was einen auf den Plattformen unterhält.

Aufbau der Plattformen

Alle unterscheiden sich ein wenig was das Designe angeht. Bei Tiktok wird man als erstes von einem Zufälligen Video erschlagen. Instagramm präsentiert einem, meistens den am meisten geschauten Creator. Dabei ist es sogar recht egal ob man diesem folgt oder nicht. Wenn man oft genug Videos von einer Person schaut obwohl man ihr nicht folgt kann sie ebenfalls in den Vorschlägen erscheinen. Um aber zufällige Inhalte zu bekommen muss man auf einen eigenen Bereich gehen. Auf Youtube wird einem oben meistens Werbung präsentiert. Als nächstes vier Bilder von Shorts (Kurzvideos) präsentiert von Erstellern die einen interessieren. Geht man weiter runter werden einem auch längere Videos vorgeschlagen. Ein anderes Problem ist das schwarze Loch welches die Plattformen erzeugen. Egal wie viel man scrollt es gibt kein Ende. Es werden immer wieder neue Videos präsentiert und das paart sich mit der Angst etwas zu verpassen. Logischerweise wischt man so lange mit dem Daumen über das Display bis ein externer Reiz einen stoppt. Das kann die fortgeschrittene Uhrzeit sein, der Ärger von den Eltern oder weil die Neuronen wirklich befriedigt sind. Was nicht sehr häufig der Grund ist. Hinzu kommen Benachrichtigungen welche einen auch gerne wieder in den Sog zurück ziehen. XY hat gerade eine Story gepostet, XY hat ein neues Video hochgeladen. Was mir seit neustens auch aufgefallen ist: Eine meiner Meinung nach neue Funktion von Insta und FB: Wenn ich den Zurückbutton drücke verlasse ich die App nicht sondern werde an den Anfang zurückgebracht. Aber nicht nur das: Es kommt auch zu einer Aktualisierung und es werden wieder neue Videos präsentiert.

Der Neuropsychologische Hintergrund

Wir kommen mal wieder zu einem wenn nicht sogar dem Hauptakteur der Sucht, dem Dopamin. Alles was auf Social Media passiert wird vom Dopamin begleitet, man lässt ein Kommentar los der Likes bekommt? Man erhält eine Antwort? Ein neues Video kommt? Die Suche nach DEM Video des Tages läuft? Dopamin steuert und lenkt das Handeln. Besonders da mesolybische System kann hier nicht genug bekommen. Das liegt daran das es unvorhergesehene und spontan liebt und immer auf der Suche nach dem nächsten Kick ist. Natürlich ist es klar das die ganzen Plattformen natürlich auch genau damit arbeiten. Es wird im Hintergrund immer analysiert bei welchen Videos der Konsument stehen bleibt welche er sich anschaut, teilt, ein Like da lässt etc. Die Inhalte welche man zu sehen bekommt sind also an das Interesse angepasst welches die Plattformen im Hintergrund analysieren.

Damals vs. Heute

Wir machen einmal kurz eine Reise in die Vergangenheit. Dabei wollen wir einmal schauen wann welche der großen Plattformen überhaupt das Licht der Welt erblickt hat:

Platz 5: Tiktok im September 2016
Platz 4: Instagram im Oktober 2010
Platz 3: Whatsapp im September 2009
Platz 2: Youtube im Februar 2005
Platz 1: Facebook im April 2004


Ja ich gebe zu auch ich fühle mich an dieser Stelle plötzlich alt …

… deshalb machen einfach mal weiter. Wie alles im Leben haben aber auch die Plattformen sich verändert und weiterentwickelt, genau wie die Konsumenten und Produzenten. Es gab seiner Seite eine kleine Gruppe von Leuten die überhaupt das technische Wissen und die Geräte hatten um regelmäßig Videos und Beiträge hoch zu laden. Auch die Konsumenten waren teilweise an einen stationären PC gebunden weshalb die 24/7 Verfügbarkeit einfach nicht gegeben war. Heute hingegen ist es so das wir durch den technischen Fortschritt der Handys nicht nur ständig auf alles zugreifen können. Nein jeder kann ein Crator sein. Jeder kann Down und Uploads machen. Das ganze führt dazu das auch noch ein enormer sozialer Druck der Anerkennung entsteht. Man konsumiert nicht nur sondern ist auch noch damit beschäftigt zu schauen wie viel Likes, Kommentare (vor allem was für Kommentare) und Teilungen man bereits auf das neuste Video erreicht hat.

Social Media das neue Abendprogramm

Wie oben schon einmal erwähnt, waren Social Media Plattformen früher einmal stationär an einen PC mit einem dicken Monitor gebunden. Heute ist es immer und überall dabei. Im Bett in jeglicher gemütlichen Position die man sich so vorstellen kann auf einem kleinen Bildschirm. Und das Handy ist heutzutage ständig dabei egal wo man hingeht. Statt sich abends auf ein festes Fernsehprogramm vorzubereiten und sich an diesem zu orientieren. Kann man heute über Streams, Videos und Short mit Pausenfunktion jederzeit anfangen und aufhören. Es gibt keine Grenze mehr und man kann auch ganz bewusst Videos, Stream und Serien aufrufen. Dazu kommt auch eine häufige Dauerbeschallung von mehreren Seiten. Netflix läuft auf dem Fernseher neben dem das man ein Handy in der Hand hat bei dem man durch die verschieden Dinge scrollt. Heißt wenn man es schafft sich von dem einen zu lösen ist da immer noch das andere.